Tierschutz - Recht und Vollzug
Tagung Tierschutz - fordert Stärkung der Tierschutzbeauftragten und des Verbandsklagerechts
Etwa 50 Gäste beteiligten sich an der Fachtagung zum Vollzug des geltenden Tierschutzrechtes aus Anlass der Verleihung des Winter Preises 2024 - veranstaltet von der Winter Stiftung für Rechte der Natur und der Forschungsstelle Umweltrecht der Universität Hamburg am Montag, den 4. November 2024.
Die Winter Stiftung für Rechte der Natur verlieh den mit 5.000 Euro dotierten Preis für die beste wissenschaftliche Arbeit, die Vorschläge für Konzepte zur Verbesserung des Schutzes der Natur in Deutschland behandelt. Prof. Ulrich Ramsauer, Vorstandsvorsitzender der Winter Stiftung, führte durch das Programm der Tagung.
Herr Prof. Ivo Appel, Universität Hamburg, würdigte in seinen Laudationes die ausgezeichnete Qualität der wissenschaftlichen Preisträgerbeiträge. Gemeinsam überreichten der Stifter Dr. Georg Winter und Prof. Ivo Appel den diesjährigen Winter-Preis in der Kategorie Dissertation an Dr. Nina Kerstensteiner für ihre an der Universität Regensburg entstandene Dissertation „Tiere vor Gericht“. Darüber hinaus wurden die Preise für die drei besten wissenschaftlichen Abhandlungen aus dem Bereich des Naturschutzrechts vergeben an Dr. Andreas Gutmann, Dr. Stefan Knauss und Prof. Dr. Jochen Sohnle.
In einem Hauptvortrag stellte die Preisträgerin Frau Dr. Nina Kerstensteiner ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre juristisch fundierten Vorschläge zur Beseitigung der Defizite bei der Umsetzung und Anwendung des geltenden Tierschutzrechts in Deutschland vor. Hierzu zählt auch der Vorschlag, Tiere mit Eigenrechten auszustatten, um die Einhaltung des Tierschutzrechts besser als bisher zu sichern. Sie knüpft dabei an eine im Vordringen befindliche Bewegung an, deren Vertreter sich von einer Verbesserung der Rechtsstellung der Tiere oder sogar der Natur schlechthin einen besseren Schutz versprechen.
Im Anschluss gab die Tierschutzbeauftragte des Landes Niedersachsen, Dr. Julia Pfeiffer-Schlichting, Einblicke in die Praxis des Tierschutzes. Nirgendwo sonst zeigen sich die Probleme der Umsetzung des geltenden Tierschutzrechts so deutlich wie in Niedersachsen - dem Bundesland mit der größten landwirtschaftlichen Tierhaltung in Deutschland. Frau Dr. Julia Pfeiffer-Schlichting entwickelte einen Maßnahmenkatalog, der das Ungleichgewicht zwischen Tiernutzern und Tieren minimiert und den Tierschutz bundesweit stärkt. Dazu gehören u.a. die Ausweitung des Verbandsklagerechts sowie die Stärkung der Aufsichtsbehörden und die Einführung von Mindestkontrollfrequenzen.
Frau Dr. Roda Verheyen, Vorstandsmitglied Winter Stiftung für Rechte der Natur, leitete die rege Diskussion mit den Preisträgern, den Vortragenden und dem Publikum, welches sich aus Fachleuten und der interessierten Öffentlichkeit zusammensetzte. Die Teilnehmenden waren sich überwiegend einig: das Verbandsklagerecht muß ausgeweitet werden und die Arbeit der Tierschutzbeauftragten in den Ländern personell und mit finanziellen Mitteln gestärkt werden, um eine engmaschigere Kontrolle der Einhaltung des weiterhin verbesserungswürdigen Tierrechts in großen landwirtschaftlichen Betrieben sicherzustellen.
Der Stifter Dr. Georg Winter überreichte an die Preisträgerin und die Preisträger das Buch "Der Schüler mit dem Wegerich" - welches seinen Briefwechsel mit Loki Schmidt enhält. Das Beste was Bildung erreichen kann: Loki Schmidt, seine erste Lehrerin, weckte in ihm die lebenslang andauernde Liebe zur Natur.
Dr. Georg Winter ist davon überzeugt, dass der Mensch sich selbst am besten schützen kann, indem er die Natur vor sich schützt: "Wenn der Mensch für alle Lebewesen ein grundsätzliches Existenzrecht anerkennt und durchsetzt, so liegt darin eine Überlebensstrategie auch für den Menschen. Zumindest langfristig sind die Menschenrechte ohne Anerkennung von Rechten der Natur nicht durchsetzbar.„Menschenrechte“ brauchen „Rechte der Natur"." In seinem Schlußwort hielt Dr. Georg Winter ein Plädoyer auf das Leben. Mit Bezug auf die Weltreligionen appellierte er an das Gebot: "Du sollst nicht töten."
Die Gespräche wurden in lockerer Atmosphäre fortgesetzt an einem vegetarisch-veganen Buffet auf Einladung der Winter Stiftung für Rechte der Natur.
Übrigens: Der Winter Preis 2025 ist bereits ausgeschrieben: siehe https://www.winter-stiftung.de/die-foerdermoeglichkeiten/preis-2025.html.